Nach Abitur (2002) und Zivildienst (2003) wollte ich einmal raus aus Europa und eintauchen in einen anderen Kontinent. Ich hatte zuerst für längere Zeit Australien im Kopf, doch als ich die Flugpreise sah und mir zudem gewahr wurde, dass mich auch dort, grob gesagt, „westliche“ Kultur erwarten würde, schwang ich kurzentschlossen auf Indien um, denn die Flüge kosteten nur halb so viel, und es war zudem etwas „näher dran“ an Europa. Ich hatte sodann ein Visum beantragt und mir nur die Hinweise zu Geschichte und Kultur sowie zu den Landessitten in meinem Reise-Know-How-Führer durchgelesen, und war somit im Prinzip eher schlecht als recht auf Indien vorbereitet.
Nicht ahnen konnte ich zu diesem Zeitpunkt, dass diese Reise zu den zwei einschneidensten Ereignissen meines Lebens zählen würde ( — das andere ist die Geburt meiner Tochter — ): Seit 2003 also beschäftige ich mich ungelogen täglich in irgendeiner Form mit Indien bzw. dem Subkontinent; seit 2004 und bis 2010 studierte ich „mit heißem Bemüh’n“ die drei Fächer Indische Philologie, Indische Kunstgeschichte und Geschichten und Kulturen Südasiens, kurz: Indologie und Südasienwissenschaften; seit 2016 liegt die Dissertation in der Schublade.
Diese erste Reise war, und das erzähle ich immer wieder, kein Selbstfindungstrip, keine Seelsuche, kein Bedürfnis nach „Heimkehr“ — nein, es war die naive Neugier eines Zwanzigjährigen aus Berlin-Neukölln, mal über die Tellerränder Europas zu blicken.
So flog ich denn am Abend des 13.9.2003 von Frankfurt/Main ab, schüttete mir just außerhalb des bundesrepublikanischen Luftraums aufgrund zittriger Vorfreude einen vollen Becher kühlen Orangensaft in den Schoß, sodass ich die gesamte Flugzeit bis Bombay mit feucht-nassem Oberschenkeln/Schritt/Bauch rumzubringen hatte …
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